
Liebe Mitfeiernde hier in der St. Gallus Kirche!
Liebe Mitfeiernde an den Radio- und Fernsehgräten!
Wie hieß es in der Lesung?
„Das Wort ist ganz nah bei dir, es ist in deinem Mund
und in deinem Herzen, du kannst es halten.“ (Dtn 30,14)
Das deutet viele Worte unseres Gottes, die uns in der Heiligen Schrift gegeben sind.
Das Wort, das uns zugesprochen wird, im Herzen tragen, das kann sehr wohl tun – menschliches und göttliches Wort.
Und wenn wir auf das Evangelium hören, ist da das Wort, das Jesus auf die Frage des Gesetzeslehrers spricht:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele,
mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken,
und deinen Nächsten wie dich selbst. …
Handle danach und du wirst leben.“ (Lk 10,27.28)
Ja, liebe Schwestern und Brüder,
es soll ein Wort sein, das uns hoffentlich allen im Herzen ist und auch über die Lippen kommt.
Es ist ein Wort, das uns Wesentliches für unser Leben aufträgt und auch deutet.
Oft wird von diesem Wort Jesu als einem Doppelgebot gesprochen?!
Aber ist es nicht ein Dreifachgebot?
Gott lieben.
Den Nächsten lieben.
Und: mich selbst lieben.
Wo setzen wir an?
Wo beginnen wir im Leben damit?
Ich meine, wir können es aufteilen.
Liebe ist nicht trennbar.
Dennoch: in dem fast nebenbei erwähnten Liebe dich selbst, liegt für mich ein Schlüssel.
Wenn ich mich selbst nicht mag, wie kann ich dann auf meinen Nächsten liebevoll zugehen und gut mit ihm umgehen?
Dazu fiel mir in den letzten Tagen ein Wort in die Hände. Es stammt aus einem Brief des heiligen Bernhard von Clairvaux, den er an seinen Mitbruder Papst Eugen III. schrieb. Papst Eugen soll sich nach seiner Wahl zum Papst stark in die Arbeit hineingestürzt haben und für sich selbst kaum Zeit genommen haben. Das beobachtete Bernhard und schrieb:
„Wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein?
Sei wie für alle anderen auch für Dich selbst da,
oder jedenfalls sei es nach allen anderen.“
Also wenn ich mich selbst nicht achte und liebe, wie kann ich dann einen Mitmenschen lieben –
oder gar einen Gott, der mich achtet und liebt, lieben?
Die beiden großes Produktionen dieses Festspielsommers in Bregenz greifen, es kann ja kaum anders sein, auch dieses Spiel um und mit der Liebe auf.
Bei Carl Maria von Webers Freischütz sind es dunkle Momente in Wort und Musik, die sich aber wandeln und zu einem guten Ende führen bei dem die Liebe und das Gute über das Böse triumphieren.
Denn schließlich kann Max seine Agathe heiraten.
Bei Oedipe von George Enescu ist es das Betrachten des Lebens fast von Anbeginn an und dieses Leben mündet schließlich hinein in eine sanfte Zufriedenheit und in die Botschaft, dass Oedipes Seele rein sei.
In beiden Opern spielt neben dem Wort gerade auch die Musik eine herausragende Rolle.
Wenn ich meinen bisherigen Gedanken ein Wort von Carl Maria von Weber anfüge, können wir Gott in uns hören und sein Wirken spüren:
Er soll gesagt haben:
„Mit Hilfe der göttlichen Tonkunst lässt sich mehr ausdrücken und ausrichten als mit Worten.“
Es stimmt:
Musik bringt Worte zum Klingen,
Musik berührt unser Inneres,
Musik bringt uns in Schwingung.
Das ist es, was das Leben lebendig macht und erhält.
Lassen wir die göttliche Tonkunst zu und gewähren ihr Raum in uns und Resonanz durch uns.
Die Liebe zu uns selbst,
die Liebe zum Nächsten
und schließlich die Liebe zu Gott bringe uns in Schwingung und zum Klingen:
Manchmal mögen es dunkle und schwere Töne sein,
aber es gibt auch wohlklingende, leichte und fröhliche Akkorde.
Lassen wir die göttliche Tonkunst durch unser Leben erklingen.
Gemeindeleiter in St. Gebhard
Pfarrer in Bregenz
Moderator im Seelsorgeraum Katholische Kirche in Bregenz